Samstag, 24. August 2013

Pause



Wenn du zwanzig Jahre an ein und demselben Ort Urlaub machst, sind schon sämtliche Besonderheiten für dich selbstverständlich. Ist mir gestern bewusst geworden, als wir mit dem Boot rausfuhren. Während ich vor drei Monaten in Venedig über jedes Haus, jede Brücke und jeden Kanal in Verzückung geraten war, ist für mich hier alles schon so vertraut. Nur das Meer, die karge Landschaft mit ihrer immergrünen Macchia und die Sonnenuntergänge begeistern mich jedes Jahr aufs Neue. 

Aber das, was ich hier in unserem Urlaub am meisten schätze, ist die viele Zeit des Denkens. Es gibt keinen Ort und keine Zeit, in der ich so viel meinen Gedanken nachhängen kann wie hier.

Vielleicht hat es gerade damit etwas zu tun, dass wir uns nicht so viele Ausflugsziele vornehmen, jeden Tag kommen lassen, und immer erst mittags entscheiden, was wir machen wollen. Manchmal machen wir einfach nichts, manchmal sind wir ganz aktiv. Oft unternehmen wir gemeinsam etwas, manchmal jeder für sich alleine.

Vielleicht hat es auch damit etwas zu tun, dass wir jedes Jahr für mindestens drei Wochen hier sind. Früher waren es sogar fünf Wochen. Da hast du viel Zeit zum Nichtstun, auch wenn du etwas zu tun hast. Vielleicht liegt es auch in der Besonderheit dieser Insel. Sardinien ist ja auch heute noch ein Geheimtipp für Individualisten.  Erholung ohne viel Trubel, weil es eben hier keinen Massentourismus gibt.
Mein Mann besteht seit Jahren auf diese Auszeit. Einmal im Jahr abschalten, den Kopf frei bekommen, mal nichts tun.

Und wusstest du, dass es das letzte war, was Gott geschaffen hat?

Die Pause.

Ab und zu werden mein Mann und ich wohl in der Zukunft mal einen Kurztrip unternehmen, weil uns Venedig so gut gefallen hat. Aber unser Jahresurlaub, der wird weiterhin hier verbracht.
hm

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