Montag, 16. September 2013

Dankbar



Manchmal können Beate und ich es gar nicht so richtig fassen, was wir mit Lebe leichter in Gang gebracht haben. Meistens sind wir nur dankbar, dass wir so viel Gunst erfahren. Da schlägt dein Herz schon ein bisschen höher, wenn du zeitgleich mit der Abgabe des Manuskripts für das neue Buch erfährst, dass das „Lebe leichter – Programmbuch“ schon wieder fast ausverkauft ist und die 5. Auflage gedruckt wird. Und das in 2 ½ Jahren. Wieder ein Grund mit Sekt anzustoßen, oder einfach nur mal wieder „Danke“ zu sagen.
Und wenn ich dann so ein Feedback bekomme, das mir unser Lebe- leichter- Coach Ulrike von einer ihrer Teilnehmerinnen geschickt hat, dann muss ich ein bisschen weinen, weil mir das Herz aufgeht, und weil ich noch ein bisschen dankbarer bin. 


Von Monique:

Ich möchte mein Zeugnis mit einem arabischen Märchen umrahmen:
Eine kleine Palme wuchs kräftig am Rande einer Oase. Eines Tages kam ein Mann vorbei. Er nahm einen schweren Stein und hob ihn in die Krone der Palme. Die Palme versuchte den Stein abzuschütteln. Sie versuchte es mit all ihrer Kraft - aber es gelang ihr nicht.
Als ich in der zweiten Klasse war, wurde meine Mutter schwer krank. Gott sei Dank hat sie den Krebs besiegt. Aber als Teenager kamen die ganzen Ängste und Sorgen von damals hoch und ich fürchtete mich so sehr krank zu werden, dass ich in eine Depression rutschte. Ich traute mich nicht mit jemandem darüber zu reden und so habe ich angefangen zu essen. Essen wurde meine Therapie, mein Ausweg und meine Zuflucht.
Wenn Du einsam bist, isst Du. Wenn Du zornig bist, isst Du. Wenn Dir langweilig ist, isst Du. Wenn Du niedergeschlagen bist, isst Du. Wenn Du unglücklich bist, isst Du. Wenn Du gestresst bist, isst Du. Du isst, weil es einfacher ist. (Lisa Bevere)
So habe ich angefangen zu leben. Es war einfacher als mich meinen Gefühlen zu stellen und ich war zu schüchtern Hilfe anzunehmen.
Nur, mit der Zeit wurde dieser Trost zur Sucht, etwa, dass ich nicht mehr kontrollieren konnte, etwas, dass eine Eigendynamik entwickelt hatte. Heute weiß ich, dass man das Binge-Eating-Syndrom nennt. Jahrelang lebte ich mit der Angst, wieder eine Essattacke zu bekommen. Die Ess-Sucht hatte mich im Griff, wurde „zum schweren Stein in meiner Krone“ Essen wurde zu etwas bedrohlichem und doch tröstlichem, zum Feind und Freund.
Ich versuchte mich zu disziplinieren – ohne Erfolg. Ich versuchte die verschiedensten Diäten – ohne Erfolg. Bald sah man es meinem Körper an, ich wurde immer dicker und dicker. Der Spiegel und die Wage waren Gegenstände die ich scheute. Mich an einem neuen Kleidungsstück oder einer neuen Frisur freuen – konnte ich nicht. Mit Freundinnen durch Kleiderläden bummeln – ging nicht. Im Sommer schwimmen gehen – unmöglich. Ich fand mich nur noch hässlich und glaubte, dass die Menschen um mich herum auch so denken. Mein Körper und meine Seele nahmen immer mehr Schaden.
Die Palme versuchte den Stein abzuschütteln, aber es gelang ihr nicht. Sie war verzweifelt. Da sie den Stein nicht aus ihrer Krone bekam, blieben nur zwei Wege offen. Eingehen oder ihre Wurzeln immer tiefer in die Erde vordringen zu lassen, um besseren Halt zu finden und nicht unter der Last zusammenzubrechen.
Verzweifelt habe ich angefangen nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Ich habe mich so sehr nach Ruhe und Frieden gesehnt. Mich annehmen können, wie ich bin – wäre das schön! Wenn ich mein Aussehen und mein Essverhalten nicht verändern kann, wie kann ich es dann schaffen, es wenigstens zu akzeptieren? Damals habe ich angefangen nach Gott zu suchen und mit 20 Jahren auf einer christlichen Freizeit habe ich mich entschieden zu Glauben und „meine Wurzeln“ in Jesus Christus zu verankern.
Schließlich kam die Palme mit ihren Wurzeln bis zum Grundwasser …
Viele Jahre habe ich mit Gott gehadert, weil ich nicht verstanden habe, warum er mich nicht sofort heilt. Nun hatte ich doch das „Grundwasser“ warum blieb die Veränderung, die Heilung aus?
Warum nimmt Jesus jetzt nicht einfach meine Sucht weg? Was mache ich falsch? Wie oft habe ich Zeugnisse gehört, wie Gott jemanden von einer Krankheit geheilt oder von heute auf morgen aus der Drogensucht geholt hat – und ich? Warum ich nicht? Wie viel Seelsorge habe ich in Anspruch genommen, wie oft für mich beten lassen – ohne Erfolg!? Mit den Essattacken wurde es einfach nicht besser. Mittlerweile war ich verheiratet, hatte vier Kinder, war 40 Jahre alt, und … wurde immer dicker.
Trotzdem habe ich in all den Jahren erfahren, dass es Gott wirklich und wahrhaftig gibt, ich habe ihn immer besser kennengelernt und gemerkt, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Ohne es zu wissen wurden meine Wurzeln immer stärker und fanden immer besser Halt. Das Wissen, dass Gott mich liebt, auch wenn ich nicht völlig gesund (kein perfekter Christ) bin, fing an in mein Herz zu rutschen und ich habe angefangen zu verstehen, dass wenn eine Heilung nicht durch plötzliches strahlendes eingreifen Gottes geschieht, dann wird sie Tag für Tag, Jahr um Jahr geschehen, weil jede Wurzel, die im Grundwasser verankert ist das Wasser der Heilung Schritt für Schritt oder auch nur Millimeter um Millimeter nach oben in die Palme bringt – nur, wann kam endlich die Zeit, wo ich Heilung sehen und spüren konnte – wie lange noch? Und wie sah die Heilung überhaupt aus, so wie ich sie mir wünschte oder vielleicht ganz anders?
Im Januar 2013 habe ich an einem Frauentag „das Lebe Leichter Konzept“ kennengelernt. Anfangs ging ich ohne viel Hoffnung hin, nur aus dem Gedanken heraus, etwas zu tun, auch wenn keine Erfolgsaussichten bestehen, immer noch besser ist, wie gar nichts zu machen, zu resignieren. Aber Lebe Leichter war nicht einfach eine neue Diät, sondern ein Konzept, das Seele und Geist miteinbezieht, Ich habe gelernt, dass eine Seele auch hungern kann und viel über das Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist erfahren. Ich habe mich bewusst (im Beisein einer Seelsorgerin auch laut ausgesprochen, aufgeschrieben und unterschrieben) entschieden mich so anzunehmen wie ich im Moment bin. Meine Essattacken als Teil meines Seins zu akzeptieren es zu bejahen, nicht mehr dagegen anzukämpfen sondern die Kraft in die Veränderung zu stecken. Und ich habe verstanden, dass ich mich entscheiden muss ob ich meine Energie einsetze um vor einer Essattacke anzuhalten oder ob ich sie brauchen will um danach wieder auf die Beine zu kommen. Nun versuche ich folgendes zu leben:
Wenn ich einsam bin – esse ich nicht mehr
- das kommt mit vier Kindern sowieso nie vor.
Wenn ich zornig bin – esse ich nicht mehr
- sondern lasse es zu und spreche es aus.
Wenn mir langweilig ist – esse ich nicht mehr
- Langeweile gibt es im Moment auch nicht aber ich bin am Lernen, mich auch mal aus
allem rauszunehmen und in die Ruhe zu kommen.
Wenn ich niedergeschlagen bin – esse ich nicht mehr
- sondern mache mir mit etwas anderem eine Freude.
Wenn ich unglücklich bin – esse ich nicht mehr
- sondern überlege was ich ändern kann.
Wenn ich gestresst bin – esse ich nicht mehr
- sondern versuche meinen Tag zu entschleunigen

Es ist zwar immer noch einfacher zu essen und ich muss, wenn eine Essattacke kommt bewusst innehalten und mir überlegen, warum ich jetzt Hunger habe. Ist es der Bauch oder die Seele die hungert und welche Nahrung hilft wirklich. Es ist nicht einfach, aber ein Weg, den ich gehen kann.
In der Zwischenzeit ist September 2013 und ich habe 18 Kilo abgenommen. Es fühlt sich gut an, sich wohler im eigenen Körper zu fühlen. Es fühlt sich gut an, bummeln zu gehen und sogar Kleider in meiner Größe in normalen Geschäften zu finden. Und ich habe es sogar schon gewagt schwimmen zu gehen und im Badekleid am Strand zu liegen. Meine Sucht ist nicht weg, es passiert immer wieder, dass ich in alte Verhaltensmuster zurückfalle – der Stein ist immer noch da und wird wahrscheinlich auch da bleiben aber ich kann besser damit umgehen und wenn ich mal „versage“ versuche ich mich nicht zu verurteilen bleibe nicht liegen sondern stehe wieder auf und gehe weiter.
… und trotz der Last in der Krone wuchs sie zur kräftigsten Palme der Oase heran.
Nach vielen Jahren kam der Mann in die Oase zurück und wollte sehen, wie die Palme gewachsen sei, sollte es sie überhaupt noch geben. Aber er fand keinen verkrüppelten Baum.
Plötzlich bog sich die größte und kräftigste Palme der Oase zu ihm herunter und sagte: „Danke für den Stein, den du mir damals in die Krone gelegt hast. Diese Last hat mich stark gemacht!“
Vielleicht tragen Sie eine andere Last – aber Last bleibt Last! Ich wünsche mir, dass meine Geschichte Sie ermutigt und wir bald gemeinsam für unsere Last danken können ….. weil sie uns stark gemacht hat!

von Monique

hm

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank Monique für deine persönliche Geschichte.
    Diese Baumgeschichte kenne ich auch und danke, dass ich wieder erinnert wurde. Mein größter Stein ist nicht unbedingt das Essen, ein Teil zwar auch, aber eine andere Sache bei der ich schon vieeeleJahre auf Gottes Eingreifen warte. Danke, dass du mich an die Wurzeln erinnert hast.
    Übrigens finde ich deinen Namen wunderschön, ich heiße mit zweitem auch Monika.
    Ganzliebe Grüße auf diesem Weg und Gottes reichen Segen.
    Elvira

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  2. Hallo Heike, und Monique!
    Danke für den Bericht, danke fürs hier einblenden!
    Es ist meine Geschichte und ich hänge gerade gerade so verzweifelt drin, wie Monique es beschrieben hat...ich war schon draußen und bin wieder drin...
    Ich drucke mir den Text aus um ihn genauer zu studieren und daraus zu lernen.
    Liebe Grüße von Margret

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