Dienstag, 1. Juli 2014

150 Emotionen



Bin jetzt seit über zwei Monaten mit mir am Ringen, nach dem heutigen Telefonat Anschiss mit von Beate hab ich mich nun doch durchgerungen euch teilhaben zu lassen. Wollte ich eigentlich nicht, war mir zu persönlich. Aber da mich die ganze Sache doch emotional so sehr mitnimmt und ich mir damit ne Schreibblockade eingehandelt habe (weil, wenn ich nicht persönlich schreiben kann, dann kann ich eigentlich gar nicht schreiben) werde ich das Ganze heute beenden. Da könnt ihr euch bei Beate bedanken.

Schon seit 18 Jahren sind wir eine Pflegefamilie, haben einen Jungen großgezogen, der mit 1 ½ in unsere Familie kam, und der seitdem zu uns gehört. Nun hatte uns das Jugendamt vor über einem Jahr gefragt, ob wir uns das noch einmal vorstellen könnten, nochmals ein Pflegekind aufzunehmen.
Können wir nicht. Wir sind so komplett als Familie, dass wir das nicht mehr wollten. Und dann kam die Idee, Bereitschaftspflege anzubieten. Über ein Jahr gab es Gespräche, Beratung, Seminare, Überlegungen, Für und Wider und letztendlich die Entscheidung, wir versuchen es.

Seit Ende April wohnt ein kleiner Junge bei uns, übergangsweise. Aber kannst du dir vorstellen, was das für Emotionen in mir und uns auslöst? Was da mit dran hängt? An was für Grenzen du kommst?
Es gibt so richtig tolle Erfahrungen, die ich da gerade mache, aber auch Herausforderungen ohne Ende. Dieser Schritt war ein riesiger aus der Komfortzone heraus. Und in solchen Situationen bist du umgeben von 150 Emotionen und Reaktionen, von denen du keine Ahnung hattest, dass sie in dir stecken. Und damit musst du erst einmal fertig werden. 

Keine Ahnung, wie lange wir dazu bereit sind. Vielleicht eine Weile. Vielleicht beenden wir es auch wieder. Aber auf jeden Fall geben wir da ein paar Kindern die Möglichkeit für eine Zeit eine heile Welt zu erleben. Und hoffen, dass ein paar der Samen, die wir streuen aufgehen.

Einen Unterschied machen, nicht nur der Bequemlichkeit folgen, ist nicht immer leicht. Aber wenn du dann einen Schritt gegangen bist, und siehst so kleine Früchte wachsen, dann macht das was mit dir.

hm

6 Kommentare:

  1. Danke für deine Offenheit.Aber da drängt sich die Frage auf :Wie schaffst du das Zeitlich? Wir haben auch eine Pflegetochter ,jetzt 25 ,und ich bin froh meinen "Dienstradius "vergrößern zu können. Bei allem was du so machst.... dein Tag hat doch auch nur 24 Stunden ,oder?

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  2. Das hätte ich nicht gedacht von Dir, dass Du Dich nochmal so in diese Einschränkung begibst die Kinder einfach auch bedeuten.
    Ich bete für Euch habe grossen, grossen Respekt!!
    Ich war selber ein Pflegekind und kann nur sagen:
    DIE SAMEN WERDEN AUFGEHEN!
    LG Christine

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  3. Das kann ich mir gut vorstellen, dass es für Dich und euch als Familie gerade eine emotional sehr herausfordernde Zeit ist. Auf jeden Fall meinen vollen Respekt, dass ihr euch nochmals dazu entschieden habt, diese Aufgabe (selbst wenn die Dauer noch offen ist) anzugehen. Danke auch, dass Du so offen davon erzählst (und natürlich auch Dank an Deine Freundin Beate, dass sie da mit Dir im Gespräch geblieben ist). Ich wünsche Dir Gottes Segen und bin mir sicher, dass er euch in besonderer Weise belohnen wird. Gratulation auch noch zur Taufe der Tochter! Genieße diese besonderen Momente!

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  4. Danke für alle, die geschrieben haben, per Kommentar oder Email , und ja 24 Stunden, wie wir alle.

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  5. Da lese ich einige Zeit deinen Blog nicht und jetzt hab ich ein paar Tränen in den Augen. Deine Tochter lässt sich taufen!!! Halleluja was für schöne Bilder!! Ihr nehmt ein Kind auf! Eine sehr sehr wertvolle tat. Ich wünsche euch Liebe, die nötige Energie, viel Lachen, Reden mit lieben Menschen und die Gewissheit, dass ihr Jesus aufnehmt, wenn ihr ein Kind bei euch leben lasst.

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  6. Keine Ahnung, ob du nach so langer Zeit hier noch die Kommentare liest. Zumindest bin ich in deinem Blog hängen geblieben und lese mich gerade so durch (auch wenn ich es morgen bzw. heute bereuen werde...)
    Ich wünsche euch viel Kraft, Geduld, Liebe und Weisheit für eure Bereitschaftspflegekinder.
    Ja, ich kann mir gut vorstellen, welche Herausforderungen es so gibt. Wir haben selber drei (Dauer)pflegekinder, die auch schon mal herausfordernd sein können. Danke auch für deine Motiviation in lebe leichter, da ich gerade starte, kann ich noch von keinen Erfolgen berichten, und suche noch nach Möglichkeiten, mehr Bewegung in meinen Alltag zu integrieren.
    Euch Gottes Segen!
    Frederike

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